Olivenöl und Gesundheit

Oder: Was man dem Olivenöl gesundheitlich Gutes nachsagt – und was man schon weiss

Sekundäre Pflanzenstoffe

Sie sind im Olivenöl zu nur ca 5 % enthalten. Doch trotz dieser geringen Menge sind sie ungeheuer wichtig und es wird ihnen viel Gutes nachgesagt bzw. ist auch schon einiges an positiven Wirkungen bewiesen worden. Einige der sekundären Pflanzenstoffe sind für den einmaligen Geschmack sowie für das Aroma zuständig, andere sind für die hohe Stabilität des Olivenöls verantwortlich. Wieder andere sind ungeheuer gesund für uns. Es gab und gibt viele Studien über die gesundheitsfördernden Auswirkungen von Olivenöl auf den menschlichen Organismus. Vieles wird bis heute nur vermutet oder stark angenommen und ist noch nicht bewiesen. Eines aber scheint sicher, und zwar, dass die sekundären Pflanzenstoffe in der Kombination, in der sie im Olivenöl enthalten sind, sehr viel effizienter wirken, als wenn man sie in der gleichen Menge einzeln darreichen würde.

Zu den sekundären Pflanzenstoffen gehören

- Tocopherol = Vitamin E
- Phenolische Verbindungen
- Geschmacks- und Aromastoffe
- Kohlenwasserstoffe (Squalen)
- Sterine (Beta-Sitosterin)


Tocopherol

Es ist nicht bewiesen, dass Tocopherol das Infarktrisiko verringert, wohl aber haben alle Studien gezeigt, dass sich Tocopherol positiv auf kardiovaskuläre Erkrankungen auswirken könnte. Weiterhin hat man anhand von Tierversuchen herausgefunden, dass Vitamin E Schutz gegen verschiedene lokalisierte Karzinome bietet. Anhand von Studien ist festgestellt worden, dass ein niedriger Spiegel an Vitamin E das Risiko für Lungen-, Prostata- und Gebärmutterhals-Karzinome steigen lässt.
Ob Tocopherol daran beteiligt ist, dem Olivenöl zu seiner Stabilität zu verhelfen, ist ungeklärt. Die Studienergebnisse reichen von „gar nicht“ über „ein bißchen“ bis „ganz viel“. Zusammengefasst zeigen die Studien, dass sich Tocopherol durchaus positiv auf die Gesundheit auswirkt. Es könnte sein, dass manch positiver Effekt auf eine sehr hohe Vitamin-E-Gabe zurückzuführen ist, doch geht man davon aus, dass sich auch die im Olivenöl enthaltene Menge gerade im Zusammenwirken mit den anderen Stoffen positiv auswirkt.


Phenolische Verbindungen

Der Gehalt an phenolischen Verbindungen im Olivenöl hängt von Anbau und Reifegrad der Oliven zum Erntezeitpunkt ab. Unter phenolischen Verbindungen versteht man eine Vielzahl von Verbindungen (z.B. Vanillinsäure, Gallussäure, Kaffeesäure, Tyrosol), von denen bekannte wie unbekannte im Olivenöl vorkommen. Sie sollen als Antioxidantien wirken. Auch hier wurde in einer Studie festgestellt, dass die phenolischen Verbindungen in der Kombination, wie sie im Olivenöl Nativ extra vorkommen, in viel geringerer Konzentration wirksam werden als einzeln. Weiterhin sollen phenolische Verbindungen Einfluss auf ein Enzym (Xanthinoxidase) nehmen, das an der Krebsentstehung beteiligt ist. Auch die LDL–Oxidation (siehe Sterine) soll durch phenolische Verbindungen (Oleuropein und Tyrosol) verhindert werden und zwar auch hier wieder in der im Olivenöl enthaltenen Kombination sehr viel effektiver als in einzelner vergleichbarer Konzentration. Es wird vermutet, dass phenolische Verbindungen Zellschäden entgegenwirken, DNA-Defekte hemmen und entzündungshemmend wirken. Sie spielen außerdem eine grosse Rolle dabei, dem Öl zu seiner Stabilität zu verhelfen.


Geschmacks- und Aromastoffe

Etwa 70 Verbindungen machen nicht nur den wunderbaren Geschmack und das Aroma eines Olivenöls aus. Die Aromastoffe sind in den Blättern und in den Früchten enthalten, und da diese eine natürliche Resistenz gegen viele Mikroorganismen besitzen, vermutet man, dass diese Verbindungen dafür zuständig sein könnten. Forschungen haben gezeigt, dass einige Verbindungen Mikroorganismen abwehren können, z.B. den Escherichia Coli oder den Staphylococcus aureus. Auch hier liefern die Forschungsberichte noch keine sicheren Ergebnisse, doch wird angenommen, dass die antibakteriellen Eigenschaften zu den weiteren positiven Wirkungen des Olivenöls gehören.


Squalen

Dies ist ein Kohlenwasserstoff und neben ein paar anderen (z.B. Beta-Carotin) das Wichtigste im Olivenöl. Über die genauen Mengen des Vorhandenseins ist man sich unklar (400–450 oder 200–700 mg pro 100ml), in raffiniertem Öl allerdings ist der Squalenanteil um 25 % geringer. Squalen könnte theoretisch in unserem Körper zu Cholesterin umgewandelt werden und unser Körper tut das eventuell auch, doch hat es laut Studien keine Auswirkungen auf den Cholesterinspiegel. Kurzfristige Anstiege nach hoher (1 g) Squalenaufnahme haben sich schnell wieder gesenkt, man vermutet, dass es z.B mit dem Stuhl ausgeschieden wird. In vielen Ländern, in denen besonders viel Olivenöl verzehrt wird, hat man festgestellt, dass Brustkrebserkrankungen sehr viel seltener auftraten, als in anderen Ländern, z.B. in den USA. In einer italienischen Fall-Kontroll-Studie wirkt sich Olivenöl auch positiv gegen Pankreaskrebs aus. Einige führende Wissenschaftler führen diese Eigenschaften auf die hohen Mengen von Squalen zurück, die im Olivenöl enthalten sind. Diese Annahme wird durch zahlreiche Tierversuche unterstützt. Bei Mäusen hat sich Squalen günstig gegen Haut-, Dickdarm- und Lungenkrebs ausgewirkt. Squalen könnte auch eine positive Rolle spielen bei Hautveränderungen, bei Augenkrankheiten sowie der Ausscheidung von Giften.


Sterine

Sie sollen das LDL („schlechtes Cholesterin“) senken, sich jedoch auf das HDL („gutes Cholesterin“) sowie auf die Triglyceride nicht auswirken. Phytosterine, besonders Beta-Sitosterin, sollen eine antikanzerogene Wirkung haben. Auch hier gibt es noch keine sicheren Forschungsergebnisse, doch geht man sehr stark davon aus, dass sich Beta-Sitosterin bei Krebserkrankungen an Prostata, Dickdarm, Brust und Magen deutlich antikanzerogen auswirkt.


Olivenöl und Cholesterin

Wenn man sagt, dass Olivenöl so gesund sein soll, denkt man vielleicht zuerst an koronare Herzerkrankungen und Arterienverkalkung. Und was tut nun das Olivenöl dagegen? Arterienverkalkung entsteht, wenn sich etwas an den Wänden der Arterien ablagert. Und das tut das sogenannte „schlechte Cholesterin“ gern, das LDL (Low Density Lipoprotein).
Cholesterin ist eine fettähnliche Substanz, die vom Körper selbst hergestellt wird, aber auch mit der Nahrung aufgenommen wird. Es spielt z.B. eine wichtige Rolle bei der Zellerneuerung und der Produktion von Gallensäure. Cholesterin ist in tierischen Fetten enthalten und zuviel davon ist gefährlich. Jedes LDL-Teilchen besteht aus bis zu 3800 verschiedenen Fettsäuremolekülen. Und jedes LDL-Teilchen soll zu einer Zelle gebracht werden. Und wenn die Zelle schon voll ist, dann bleibt das LDL-Teilchen in unserem Blutkreislauf. Und dann passiert das eigentlich Gefährliche: das Teilchen kann zerfallen, also oxidieren (und bildet freie Radikale), oder sich an den Arterienwänden festsetzen. Beides ist ganz schlecht.
Hat man aber auch noch das gute Cholesterin, das HDL besitzt, ist noch nichts verloren, denn das HDL saugt quasi das LDL auf, und transportiert es zur Leber, wo es abgebaut wird. Nun besteht ja aber ein LDL-Teilchen aus verschiedenen Fettsäuremolekülen. Und aus welchen Fettsäuren sie bestehen, dafür spielt die Ernährung eine große Rolle. Bei einer Kost mit hohem Anteil von einfach ungesättigten Fettsäuren ist die Oxidationsgefahr geringer. Außerdem spielt auch eine Rolle, welche Fettsäuren in unseren Zellmembranen sind - wenn man viele einfach ungesättigten Fettsäuren isst, sind auch mehr in den Zellmembranen, und somit sind diese widerstandsfähiger gegenüber oxidativen Einflüssen. Und dann gibt es im Olivenöl ja noch das Tocopherol und die phenolischen Verbindungen und das sind starke Antioxidantien.
Auf jeden Fall ist es durchaus verständlich, dass es wichtig ist, welche Fettsäuren man isst, nachdem das Cholesterin zumindest zu einem Teil daraus besteht. Durch mehrere Studien hat man herausgefunden, dass eine Ernährung mit vielen mehrfach ungesättigten Fettsäuren zwar das Cholesterin senkt, allerdings nicht nur das schlechte LDL, sondern auch das gute HDL. Bei einer Ernährung hingegen mit überwiegend einfach ungesättigten Fettsäuren, wie sie im Olivenöl enthalten sind, wird das LDL deutlich gesenkt und dabei das HDL erhalten.


Studien zu Olivenöl

Es wurden und werden immer noch zahlreiche Studien über Ölsäure durchgeführt. Ich habe hier aufgelistet, was untersucht wurde und zu welchem Ergebnis man kam.


Gastrointestinaltrakt

Es spricht vieles dafür, dass Ölsäure die vermehrte Produktion von Magensäure hemmt und die Gallensteinbildung bremst. An Säuglingen wurde nachgewiesen, dass Ölsaure besser absorbiert wird als Butterfett. Apropos Säuglinge: Die Fettzusammensetzung von Olivenöl ist der der Muttermilch am ähnlichsten.


Blutdruck

Bei Menschen, die sich gesund ernähren und viele Ballaststoffe, Obst, Gemüse und auch Olivenöl essen, ist der Blutdruck niedriger. In einer Studie wurde festgestellt, dass er bei einer zusätzlichen Aufnahme von Olivenöl bei sonst gleichbleibender Ernährung gesenkt werden konnte. Da dies nur unter der Gabe von Olivenöl geschah, kann man diesen Effekt nicht nur auf die einfach ungesättigten Fettsäuren zurück führen (denn diese sind auch in anderen Nahrungsmitteln enthalten).


Diabetis mellitus

Bei Diabetis sollte möglichst die Gesamtfettzufuhr verringert werden. Eine kohlehydratreiche und fettarme Ernährung kann die Triglyceride erhöhen. Die mediterrane Ernährung mit vielen komplexen Kohlehydraten und einfach ungesättigten Fettsäuren ist die ideale Ernährungsweise für Diabetiker.


Thrombose

Es gibt noch keine Ergebnisse, welche Auswirkungen die einfach ungesättigten Fettsäuren auf die Gerinnung haben, doch legen die Mehrzahl der Thrombosestudien nahe, dass eine mediterrane Ernährung der Thromboseprophylaxe entspricht.


Karzinome

Es gibt Hinweise darauf, dass sich Olivenöl positiv gegen einige Karzinome auswirkt, z. B. an Dickdarm, Eierstöcken, Gebärmutterhals und Magen, bewiesen ist das allerdings nicht. Interessantes hat sich nicht nur bei der Brustkrebsprophylaxe, sondern auch bei der Behandlung ergeben. Und zwar soll Olivenöl für ein Chemotherapeutikum unterstützend wirken, das gegen das Mamakarzinom eingesetzt wird. Es soll im Zusammenspiel mit dem Medikament genau so wirksam sein wie dieses selbst. Die Studien sind jedoch alle nur „in vitro“ vorgenommen worden und oben Genanntes ist deshalb nur mit grösster Vorsicht zu geniessen, aber durchaus ernst zu nehmen.

 

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